LORD OF THE SEVENTH SKY

Am 2. Januar 1943 gegen 02.00 Uhr blickte Baris Manco zum ersten Mal in diese Welt und ging am späten Abend des 31. Januars 1999, als ein großartiger Musiker und Mensch von uns.

Er bekam von seinen Eltern den Namen Baris (es bedeudet Frieden), weil er in der heißesten Phase des zweiten Weltkriegs auf die Welt kam. Die Eltern, die dem zwei Jahre älteren Bruder den Namen Savas (es bedeutet Krieg) gaben, wollten endlich sowohl für ihr Land, als auch für die Welt Frieden.

Baris' musikalische Karriere begann 1958. Er trat mit seinen Kumpels aus der Schule in Konzerten auf, und spielten Lieder von Paul Anka oder Elvis Presley. Schon 4 Jahre später brachte er, entsprechend der Twist-Furie, seine erste Single:  Twistin USA / The Jet. Es folgten zwei wetere Twist singles bis 1963, wobei die letzte der Twist-Singles, Cit Cit Twist / Dream Girl, besonders erwähnenswert ist. Auf der A-Seite des Singles sang er ein altes mittelanatolisches Volkslied in Twist Rhytmen. Auf der B-Seite war Dream Girl zu hören, das vollständig ihm gehörte. Diese Single zeigt schon 1963, welchen Weg Baris gegangen ist. Als einer der Pioniere des türkischen Rock Musiks, versuchte er immer in seine Rock Musik anatolische Elemente hineinzubringen und als Brücke zwischen zwei Kontinenten zu dienen.

1963 ging Baris zunächst nach Paris und später nach Liege / Belgien, um Kunst zu studieren. Während seines Aufenthaltes in Paris, nahm er mit seinem Tape eine Demo auf und verschickte sie an einige Labels. Der damals sehr popüläre Komiker und Showman Henry Salvador wurde auf ihn aufmerksam. Er nahm mit der Jacques Denjean Orchestra 4 fransözische Songs auf, wobei die Baris Komposition Babysitter als Zugpferd diente. Mit der EP im Gepäck ging Baris von Show zu Show.

Mit der Begründung "ich bin zu Klein-Paris ist zu groß" ging Baris später nach Belgien/Liege um an der königlichen Akademie zu studieren. Während seines Aufenthaltes bis 1969 spielte Baris mit verschiedenen Gruppen, mit denen er in der Türkei Singles veröffentlichte und Konzerte gab. Aber sein gesamtes Aufenthalt in seiner Heimat bis 1969 war insgesamt nicht mehr als 3 Monate. Er hatte nicht genügend Zeit um für seine Singles zu werben, die nicht gerade Kassenschlager waren. Ein anderes Problem für ihn war die ausländischen Gruppen mit denen er arbeitete. Sie mußten immer mit der türkischen Bürokratie ringen, um ins Land zu passieren. Baris wollte dieses Problem mit einer Gruppe aus der Türkei lösen. Doch die Mitglieder der Gruppe Kaygisizlar fanden die Idee, im Ausland karriere zu machen, nicht reizend. So gingen sie verschiedene Wege. Nach dem erfolgreichen Abschluß in der Akademie, kam er zurück in seine Heimat. Prompt wurde er mit seinem Daglar Daglar landesweit erfolgreich.

Die musikalischen Jahre von 1963 bis 1969 waren für ihn ein Reifeprozeß. Er exprementierte und versuchte in allen Belangen der Musik die Nase reinzustecken. Er versuchte es mit einer Cover Version von I'll Go Crazy. Er nahm seine eigenen Lieder auf, die alle einen anatolischen "Touch" hatten. Er schrieb einen türkischen Text für ein Vanilla Fudge Song und nahm es auf. Er sang mehrere Volkslieder. Eines seiner interessantesten stücke aus dieser zeit war sicherlich, die Rock Version von Eine Kleine Nacht Musik von Mozart.

Nach dem großen Erfolg von Daglar Daglar kam Baris für kurze Zeit mit der Gruppe Mogollar zusammen. Mogollar waren mit ihrem Keyborder Murat Ses Vorreiter in Sachen Anatolien Pop und Rock. Sie wollten sowohl in der Heimat als auch im Ausland karriere machen, genau nach dem Geschmack von Baris. Sie brachten zusammen 2 Singles heraus und wollten dann ihren eigenen Weg gehen, weil sie mit dem Album "Anadolu Pop", das sie ohne Baris aufnahmen, angefangen hatten in  Frankreich für Furore zu sorgen. Sie gewannen sogar den "Academie Charles Cros 'Grand Prix Du Disque'", eine damals wichtige Auszeichnung, den 1969 Pink Floyd mit Umma Gumma und 1970 Jimi Hendrix mit Electric Ladyland gewann.

Nach der Rückkehr in die Türkei, gründete Baris seine legendäre Band Kurtalan Ekspres, die ihn bis zu seinem Tode begleitet hatte. Alle seine Singles wurden zum Top Ten Hit. Als Folge dieser Popülärität drehte er 1975 sogar einen Film mit dem Titel "Baba Bizi Eversene". 1976 ging er wieder nach Europa um eine englischsprachige LP herauszubringen. Er unterzeichnete bei der amerikanischen CBS, aber seine LP mit dem Titel "Barish Mancho" kam hauptsaächlich in den Benelux-Ländern und in Frankreich heraus. Es war eine Pop LP  beherscht von anatolischen Elementen. Die LP brachte leider nicht den erwünschten Erfolg. Somit war dieses Kapitel für ihn beendet.

1978 heiratete er mit Lale Caglar. Aus dieser Ehe bekamen sie zwei Söhne. Am 19. Mai 1981 Dogukan Hazar und am 24 July 1984 kam Batikan Zorbey auf die Welt.

Mit der LP Yeni Bir Gün explodierte 1979 Baris wieder in der türkischen Musikwelt. Mit Songs wie Sari Cizmeli Mehmet Aga, Aynali Kemer Ince Bele befand sich Baris in einer Erfolgsspur, daß bis zu seinem Tod blieb. 1981 kam das Album Sözüm Meclisden Disari heraus. Ein für Kinder komponiertes Lied von dieser LP, Arkadasim Essek, war der erste von vielen.

1988 begann er mit einer eigenen TV-Sendung. Das Konzept war einfach. Eine, Kinder und Familie unterhaltende und bildende Dokumentation sollte es sein. Baris' Idee ging auf. Bis 1998 machte er über 350 Sendungen, dessen name von 7 bis 77 mit Baris Manco war. Er wurde für die Kinder Onkel Baris, für die Jugendlichen wie ein Bruder und für die Älteren wie ein Sohn.

1990 begann zum ersten Mal seine Japan "Invasion". Er gab anläßlich der japanisch-türkischen Freundschaft ein Konzert, das von mehreren gefolgt wurde. 1992 luden die Japaner ihn für eine ganz Japan umfassende Tournee ein. Sie veröffentlichten sogar ein Konzertmitschnitt aus dieser Tournee und zwei weitere Alben.

Baris Manco war als Musiker ein Pionier des türkischen Rockmusiks. Als Mensch war er aber noch wertvoller. Er war für ein Land, das zwischen zwei Kontinenten steckt, eine Brücke zu anderen Kulturen. Wie sein Name schon bedeutet, wollte er immer den Frieden. Andererseits hat er mit seiner Musik, immer die Gefühle seiner Landsleute ausgedrückt. Er wurde auch oft mit politischen Bewegungen in Verbindung gebracht, unter anderem mit den grauen Wölfen. Wegen seines Aussehens wurde er zunächst als Maoist, später als grauer Wolf bezeichnet. Aber keiner wollte wissen, daß Baris seit 1967 eine Narbe wegen eines Verkehrsunfalls unter dem Schnurbart hatte. Deshalb ließ er sich die Haare und den Bart wachsen.

Sein ihn 1982 schon ermahnender Herz hat ihn 1999 von uns genommen. Die Trauerfeier um seinen Tod war mit der der Lady Di zu vergleichen. Tausende haben ihn bis zu seinem Grab begleitet. Ausnahmlos alle Fernsehstationen übertrugen es live.

Für mich war er nicht nur ein guter Musiker, er war für mich auch ein guter Lehrer. Ich werde dich nicht vergessen Baris!

Ercan Demirel